Katalog Martin Dittberner 1974
Galerie Lietzow

Text von Godehard Lietzow

Martin Dittberner gehört zu den Künstlern, deren Schaffen von uns seit Bestehen der Galerie Lietzow mit besonderer Aufmerksamkeit und Wertschätzung verfolgt wurde. 1971 zeigten wir einen Überblick über die Radierungen Dittberners; 1972 folgte die erste, über mehr als ein Jahrzehnt reichende, Zusammenfassung des malerischen Werks. Mit der Ausstellung, die der vorliegende Katalog begleitet, werden nun zum ersten Mal die Aquarelle Dittberners in Geschlossenheit vorgestellt.

Alle Aquarelle sind seit 1972 entstanden. Bewusst ausgeschlossen wurden jene Aquarelle, die vor 1950 datiert sind. Jene Blätter, bis auf wenige Ausnahmen insgesamt verschollen oder in unbekanntem Besitz, unterscheiden sich in Sujet, Arbeitsweise und Aussage völlig von den Aquarellen, die dieser Katalog verzeichnet. Sie sind allesamt vor dem Zeitpunkt entstanden, zu dem Dittberner die für ihn kennzeichnende bildliche Ausdrucksweise fand. Das war ca. 1955. Seit jener Zeit bis 1972 verzichtete Dittberner auf das künstlerische Mittel des Aquarells.

Ende 1972 entstand dann wieder ein erstes Blatt in Wasserfarben. 1973 und 1974 schließlich entfaltete Dittberner, gemessen an seiner behutsamen und minutiösen Malweise, eine geradezu schwelgerische Fülle an wundervollen Aquarell-Minitaturen.
Wir freuen uns, dass neben neueren, noch nicht ausgestellten Arbeiten auch die Aquarelle gezeigt werden können, die sich bereits in Sammlungen befinden. Allen Sammlern, die sich freundlicherweise von ihren kostbaren Blättern für die Dauer der Ausstellung getrennt haben, sei an dieser Stelle Dank gesagt. Ihre entgegenkommende Bereitschaft ermöglichte einen lückenlosen Überblick über diesen wesentlichen Teil des künstlerischen Schaffens von Martin Dittberner.

Dittberner selber nennt seine Aquarelle "Miniaturen mit Wasserfarben". Nimmt man den Begriff "Aquarell" akademisch genau, sind einige dieser oftmals nur handtellergroßen Blätter auch nicht völlig als Aquarelle anzusehen. Gelegentlich liegt über der Transparenz der Aquarellfarben ein feiner Schleier von wässrigem Weiß - manchmal als zarter Nebel, manchmal in einer kleinen Rauchfahne. Als Gouaches sind diese Blätter sind diese bis ins letzte aquarellistisch erarbeiteten Blätter jedoch auf keinen Fall zu betrachten. Sie sind, wie vieles von Dittberner, trotz des oder gerade wegen des Ausscherens aus der Regel, Parade-Beispiele handwerklicher und künstlerischer Disziplin – doch das in spezifisch Dittbernerscher Weise.

Godehard Lietzow